Guerilla-Monitoring

Der folgende Text entstand, als ein Forenbenutzer im Internet klagte, er habe eine zu schwache Endstufe für seine Monitore, die bei Pegelspitzen immer clippt. Hier sind also ein paar Möglichkeiten, um im relevanten (d.h. mittleren) Frequenzbereich etwas mehr Pegel aus den Monitoren zu gewinnen bzw. die Endstufe zu schonen. Wer wissen will, wieso es der mittlere Frequenzbereich ist oder wie man gutes (also Nicht-Guerilla) Monitoring betreibt, kann gerne unter http://www.mix4munich.de/portal.htm nachsehen, da steht oben ein Tutorial namens „Live-Monitoring“. Nun aber zu den Workarounds, wenn wir es mit widrigen Umständen zu tun haben.

- die Guerilla-Methode, sieht sch... aus, kostet aber nichts:
Ihr müsst die Monitore näher an die Ohren der Musiker bringen, also z.B. auf einen oder zwei übereinander gestellte Bierkästen und dann mit dem Hochtöner genau auf den Kopf zu beschallenden Musikers zielen (nein, nicht damit WERFEN, nur der Schall soll geworfen werden). Ansonsten müsst Ihr nichts ändern. Sieht halt so besch...euert aus, dass man es nur im Proberaum machen kann. Und nicht aus Versehen ins Gesangsmikro damit zielen, sondern von der Seite oder von vorne damit kommen, halt im Winkel der maximalen Dämpfung des Mikros. Dieses näher Heranbringen kann die entscheidenden ein oder zwei dB mehr an Monitorpegel bedeuten.

- eine technische Methode:
Wenn die Monitor-Endstufe bei Pegelspitzen abschaltet, müsst Ihr diese Pegelspitzen reduzieren. Leiser wollt Ihr nicht drehen, also nehmt an den EQs etwas den Bassbereich der Signale zurück, die über die Monitore gehen (denn der Bass frisst die meiste Leistung - um über das Zusammenspiel informiert zu sein, benötigt Ihr aber hauptsächlich die Signale im mittleren Frequenzbereich). Oder, falls Ihr noch einen EQ rumfliegen habt, reduziert alle Frequenzen unterhalb von 100 oder 150 Hz um 3 bis 12 dB – einfach ausprobieren, erst dezent absenken und – falls notwendig – auch stärker absenken, so könnt Ihr ermitteln, ab welcher Bassreduktion die Endstufe nicht mehr abschaltet

- eine andere technische Methode:
Wieder geht es um die Reduktion der Pegelspitzen: Setzt einen Kompressor in den Monitorweg, welcher NUR die Pegelspitzen sanft einbremst (also keine Pegelanhebung durch den Kompressor!) - wenn Ihr in die Saiten haut bzw. in die Mikros brüllt, sollte der Kompressor um ca. 3 bis 6 dB einbremsen. Auch das reduziert die Spitzenlast für die Endstufe.
Wenn jetzt einer kommt und rummault "Aber ein Kompressor erhöht die Feedbackgefahr!", dann hat derjenige nicht verstanden, was ein Kompressor tut oder was ich geschrieben habe. Macht nix, im Fall des Falles erkläre ich es gerne. Einfach eine Email an info@mix4munich.de

Die Methoden sind natürlich auch miteinander kombinierbar. Und, nur damit hier keine übersteigerten Erwartungen aufkommen: Der Königsweg ist das alles nicht. Es sind nur Workarounds, aus der Not geboren. Entweder wird die Optik oder der Sound damit verschlechtert (meiner Meinung nach im vertretbaren Rahmen, zumindest im Amateurbereich, aber das muss jeder für sich entscheiden). Dafür erkauft Ihr Euch etwas mehr Pegel im relevanten Frequenzbereich aus den Monitoren und seid besser über Euer Treiben auf der Bühne informiert.

For a few dB more ...

Johannes Komarek, München, im Mai 2008

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