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Eigentlich sollte dies ein kurzes Tutorial zum Thema "Wie ziehe ich als Tontechniker die Beschallung eines Live-Gigs durch" werden. Aber dann ist es soviel Material geworden, dass ich beschlossen habe, den Text zu teilen. Voila, hier Teil 1, in dem wir quasi bei Null anfangen und uns bis hin zur Location vorarbeiten (es sind auch wieder ein paar von meinen fürchterlichen Skizzen drin!). Teil 2 erscheint in Kürze und behandelt dann die Tätigkeiten am Orte des Geschehens.

Misch-Strategien und Vorgehensweisen beim Soundcheck - Teil 1, das Vorgeplänkel
Worum geht's?

Dieser Artikel beschreibt einen Themenkomplex, zu dem es soviele richtige Vorgehensweisen wie Meinungen oder Geschmäcker - Soundgeschmäcker - gibt. Meine eigener Ansatz ist einerseits "just another approach", andererseits aber auch einigermassen verbreitet, und es kann sich jeder aussuchen, ob er dies als Ausgangspunkt für die Entwicklung einer eigenen Vorgehensweise benutzt. In diesem Sinne: Viel Spass damit! (Was soviel heissen soll wie: Probiert es einfach aus und übernehmt das, was für Euch passt)

Für wen ist dieser Artikel geschrieben? Für alle angehenden Tontechniker, die auf der Suche nach einer funktionierenden Vorgehensweise für die Vorbereitung und den Soundcheck vor Live-Konzerten sind. Wir beziehen uns dabei im weitesten Sinne auf den Bereich von Rock- und Popmusik sowie die angrenzenden Bereiche - Alternative, Metal, Jazz, Country, Folk, usw. Die meisten Aussagen haben in ähnlicher Form aber auch Gültigkeit für "Dienstleistungsjobs" bei Sprachbeschallungen, Theater, Variete, Kleinkunst, etc.

Worum geht es hier? Um das Erreichen des bestmöglichen Live-Sounds. Denn der führt zu zufriedenen, wiederkehrenden Zuschauern für die Band einerseits, zu mehr und besser bezahlten Aufträgen für den Tontechniker andererseits. Glückliche Gesichter allerorten und Schulterklopfen inklusive! Und da wollen wir doch alle hin.

Was also ist zu tun? Erstmal sind Informationen einzuholen. Danach ist eine Anlage zusammenzustellen und diese am Ort des Geschehens bestmöglich aufbauen. Dann der eigentliche Soundcheck und das Konzert.


First: Know your enemy!

Was soll jetzt das wieder heissen? Will man eine Band abmischen, sollte man mindestens über die folgenden Informationen verfügen:
- Band: Besetzung, Instrumente und Stil
- Location und PAX, Lautstärke und Klangideal, Stromversorgung vor Ort
- Budget


Band: Besetzung, Instrumente und Stil

Zuerst also muss man wissen, wen man da überhaupt verstärken soll. Habe ich es mit einem Akustik-Duo zu tun, oder tobt da eine zwölfköpfige Ska-Metal-Formation über die Bühne? Welche Instrumente stehen da (und wie werden die üblicherweise bzw. bei genau dieser Truppe abgenommen), und wie ist der Stil der Band? Das alles lässt Rückschlüsse auf den technischen Aufwand zu - muss ich da mit einem Truck voller Technik anrücken, oder tut es da das "kleine Besteck"?

Optimal ist es natürlich, wenn eine Band sowas wie einen Technical Rider und einen Bühnenplan liefert. Da steht dann genau drin, welche Bandmitglieder wo auf der Bühne stehen, wo welche Amps und Instrumente stehen, wo Strom hingelegt werden muss, wo die Monitore stehen etc. Wie gesagt, dies ist das Optimum. Hat man es mit einer nicht so professionellen Band oder einer Truppe, die es noch nicht so lange gibt, zu tun, fällt sowas oft flach. Der Griff zum Telefonhörer (oder Email) ist angeraten, um die Band mal befragen zu können. Nach dem Gespräch sollte dem Tontechnik-Adepten klar sein, wer auf der Bühne wo steht, wo die Amps und Instrumente stehen, und wie er das ganze mikrofonieren muss.

Diese Informationen helfen bei der Auswahl von Mischpult und Mikrofonen. Ausserdem in gewissem Maße bei der Auswahl von Effektgeräten, Hall, Delay, Multi-FX, Compressoren/Limiter. Die Anzahl der verwendeten EQs ergibt sich aus der Anzahl an Ausspielwegen - Master L/R sowie Monitorwege. Jeder dieser Wege bekommt einen 31-bändigen EQ.


Location und PAX, Lautstärke und Klangideal

Diese Informationen helfen dem Tech bei der Wahl und Dimensionierung der PA. Für das eingangs erwähnte Akustikduo, welches seine geneigten Zuhörer mit dezenten Weisen unterhält, braucht es nur eine kleine Anlage, welche über den Mitteltonbereich sehr ausgewogen klingt und in den Höhen auch nicht verfälscht. Die Power-Rock'n'Roll-Combo braucht schon etwas mehr Dampf im Bereich der Tiefmitten und Bässe, und bei einer Metaltruppe ist schluss mit lustig, da wird mit einer riesigen PA geknüppelt, die immense Reserven im Bass braucht, dafür aber in den Höhen sehr aggressiv klingen kann.

Kleine Anekdote am Rande: Ich war mal als Zuhörer bei einem Metal-Festival. Auf einer Seite der PA war der Höchtöner defekt und zerrte zum Davonlaufen. Eine der anwesenden Bands fand diesen Sound aber so klasse, dass sie die ganze Zeit davor herumturnte und eine Riesenparty abzog ... Sachen gibt's ... Ich will hier nicht zum Einsatz von defektem Equipment ermutigen, sondern sagen, dass in jeder Stilrichtung ein gewisser Soundgeschmack vorherrscht, den man dann ungefähr treffen sollte mit seinem Mix.

Die Größe der Location sowie die Anzahl der erwarteten Zuhörer (PAX = persons approximately, ungefähre Personanzahl) gibt natürlich auch Aufschlüsse über Art und Größe der Anlage.


Stromversorgung vor Ort

Moderne Beschallungs- insbesondere aber Licht-Anlagen haben einen immensen Stromhunger. Wenn man die Anlage konzipiert hat, muss man sich inzwischen schon im Amateursektor überlegen, wieviel Strom das ganze braucht. Schon bei einer kleinen Anlage braucht man oft getrennte Phasen für die PA einerseits, Monitor, Mischerplatz und Bühnenstrom andererseits. Bliebe bei 16A Starkstrom noch eine Phase für das Licht - meist viel zu wenig!


Ein wenig Rechnerei mit dem Strom

Eine normaler Stromkreis - was zuhause also aus der Steckdose kommt - mit 230V (V steht für Volt) und 16A (A steht für Ampere) liefert nach der Formel P = U*I (Leistung ist Spannung mal Strom) etwa 3600 Watt. Aus dem, was man landläufig "16A Starkstrom" nennt, kann man durch Verteilung der Phasen drei Stromkreise machen. Also dreimal 3600 Watt. Aus "32A Starkstrom" schon das doppelte, und hier kann man dann auch so langsam mit einer mittelgroßen Lichtanlage anfangen - 4*4 oder 4*6 mal PAR64, jeder mit 500 oder 1000W, dazu etwas Nebel, Scanner, Moving Heads für etwas bewegtes Licht - da kommen so einige kW (KiloWatt) zusammen! Der Strom sollte so ausgelegt sein, dass alle angeschlossenen Geräte gleichzeitig die maximale Leistung ziehen können - ein typisches Beispiel ist das Finale eines heftigen Songs: Die Band haut volle Kanne rein, die Verstärkeranlage arbeitet also nahe am Maximum, zussätzlich brät die Lichtanlage alles, was geht! Peinlich, wenn gerade da die Sicherungen fliegen ...


Budget - und ein kleiner Exkurs in die Welt von Kalkulation und Preisverhandlungen

So! Band, Instrumentarium, Locationgröße und erwartete Zuschaueranzahl sind nun klar. Wir bedienen uns jetzt fleissig aus dem Katalog eines etablierten Vermieters, wählen PA und Monitore aus, die passende Anzahl Endstufen, ein Mischpult (und gleich noch ein zweites fürs Monitoring), Mikros und DI-Boxen, exzellent bestückte SideRacks mit Effekten aller Art, Kabel, MultiCore, in Cases ist das ganze eh drin, wollen uns das ganze liefern, aufbauen und einmessen lassen - und fragen uns beim Blick auf den Preis zu Tode erschrocken, ob wir das ganze nun mieten oder kaufen!

Wo, fragt man sich, kommen die Preise der Verleiher her? Was der geneigte Anfänger im allgemeinen übersieht, ist der Aufwand, den ein Verleiher hat, um überhaupt arbeiten zu können - neben dem reinen Gerätepreis kommt ja immer noch das Zubehör dazu - eine Endstufe braucht ein Case, Anschlusspanel und natürlich die teuren Boxenkabel, um eine Box antreiben zu können. Was dann aber meist übersehen wird: Lagerkosten, Versicherungen, der Anteil für den Transport (also einen LKW vorzuhalten), Löhne und Gehälter für Angestellte (welche die Anlage prüfen und in Schuss halten), der Preis für die Buchhaltung, dann die hierzulande unvermeidlichen Steuern und Abgaben, Altersvorsorge und einiges mehr, hat der Verleiher als Unternehmer ja auch zu tragen. Als Kunde zahlt man also nicht nur die reine Gerätemiete, sondern muss es dem Verleiher ermöglichen, überhaupt arbeiten (und davon auch leben) zu können. Den höchsten Kostenanteil machen bei größeren Veranstaltungen meistens die Personalkosten.

Wendet man sich auf der Suche nach Miet-Equipment nun vertrauensvoll an die kleineren Verleiher aus dem Amateur- oder SemiPro-Sektor, sind die zwar manchmal eine ganze Ecke billiger, dafür muss der geneigte Kunde meist mit Kompromissen leben. Entweder sind Transport und Aufbau nicht im Preis enthalten, oder man muss eben mit dem Equipment vorlieb nehmen, welches der kleine Verleiher auf Lager hat. Sonderwünsche wie z.B. nach bestimmten Mikrofonen sind meistens nicht drin, es ist oft "Love it or Leave it". Meist kann hier nur Equipment für Standard-Anforderungen angemietet werden. Eine kleine R'n'R- oder Coverband stört das im allgemeinen aber nicht, ein paarhundert Hörer sind damit meist ganz ordentlich zu beschallen.

Was soll uns dieser Abschnitt sagen? Nun, aus Preisgründen muss man im Amateursektor bei der Wahl des Equipments oft Kompromisse eingehen. Wenn der Kompromiss akzeptabel ist, wunderbar, dann hat man einen Verleiher für die zukünftige Zusammenarbeit gefunden. Kann man eine Art Rahmenvertrag aushandeln - sowas wie "mindestens sechs Jobs im Jahr, dafür ist die Anlieferung bis 100km kostenlos" oder sowas in der Art - wird das ganze dann beinahe erschwinglich. Die meisten kleineren Verleiher gehen auf so etwas ein.


Transport (und ein paar Worte zur Bedeutung von Cases)

Hierzu muss man wirklich nicht viele Wort verlieren - ich tue es aber trotzdem, weil ich zuviel Leute ohne ordentliche Racks und Cases sehe, weil ich mitbekomme, wie beim Case-Einkauf der Preis plötzlich zum alles bestimmenden Argument wird, und zu guter Letzt, weil ich zu meinen Amateurzeiten selber schon eine Menge Geld durch nicht vorhandene Cases in den Sand gesetzt habe.

Wenn man das eigene sowie das angemietete oder zugeliehene Equipment selber transportiert, sollen die Sachen auch heil am Bestimmungsort ankommen. Cases und Racks, sage ich da nur. Natürlich kann man das ganze (empfindliche wie teure) 19"-Equipment auch in der Originalverpackung oder gleich ganz ohne irgendwas transportieren. Spart Gewicht. Ehrlich! Aber weder kann man die Sachen dann ordentlich übereinander lagern, noch sind die teuren Geräte wirklich sicher - wer schonmal eine Vollbremsung mit nicht gecasetem (also nicht in Cases verpacktem) Material gemacht hat, wird sich an den Ärger vielleicht noch erinnern. Daher: Eigenes Equipment unbedingt in Cases einbauen, zugemietetes kommt sowieso in Cases daher, und was man sich persönlich zusammenleiht, sollte auch unbedingt sicher in Cases transportiert werden. Dann steht dem stressfreien Transport nichts mehr im Wege. Wenn man sich den Wert einer halbwegs ordentlichen PA-Anlage im semiprofessionellen Bereich ansieht - 20.000,- EUR können da locker zusammenkommen - liegt die Investition in ordentliche Racks und Cases bei maximal 5% bis 10%, also 1.000,- bis 2.000,- EUR. Bei Profianlagen im Wert von 100.000,- bis 1.000.000,- EUR liegt das Verhältnis ähnlich. Die Investition in Cases stellt aber die ultimative Lebensversicherung für das Equipment dar, und kein ernsthaft arbeitender Musiker oder auch nur semiprofessionell agierender PA-Verleiher würde sich die Cases sparen. Es lohnt einfach nicht!

Zur Organisation von Cases soviel: Zusammenpacken, was zusammengehört - also die Endstufen für die PA nebst Frequenzweiche oder Controller sowie Anschlusspanel in ein Rack, die Amps fürs Monitoring plus Anschlusspanel in ein weiteres. Ein drittes Rack beherbergt die EQs und ein viertes die restlichen Effekte. Wenn es ganz dicke kommt, werden die Effekte nochmal unterteilt - ein Case für die sogenannten Dynamics (also Compressoren/Limiter, NoiseReduction und Gates), ein weiteres für Hall, Delay, MultiFX und evtl. noch einen CD-Player. Empfehlenswert für die Racks, an denen während des Gigs gearbeitet wird: Eine Rackleuchte! Die kosten nicht die Welt und sorgen für Übersichtlichkeit im Rack und dadurch bedingt für bessere Bedienbarkeit der Gerätschaften.

Was im Proberaum noch Sinn machen kann, nämlich alle Geräte in ein einziges Rack zu schrauben, rächt sich spätestens beim Live-Gig, wenn die Endstufen auf die Bühne sollen und die ganzen anderen Gerätschaften zum Mischpult. Also zwei Racks sind das mindeste, wenn man eine auch nur halbwegs ausgebaute Anlage sein eigen nennt oder zusammenstellt. Andererseits: Wenn die Band wieder aus dem eingangs erwähnten Akustikduo besteht, kann es durchaus doch Sinn ergeben, wenn die eigene Anlage, evtl, bestehend aus einem 19"-fähigen Mischpult incl. zweier Effektgeräte und bereits eingebauten simplen Dynamics sowie ein oder zwei kleinen Endstufen, alles in einem L-Rack eingebaut wird. Um sich selbst von der Bühne zu mischen, ist so etwas optimal. Allerdings hat der externe Tontechniker dann eher schlechte Karten, denn für ihn heisst es dann "managing (sound) by walking around (a lot)" - also nur bedingt empfehlenswert, wenn die Band öfter mit einem Tontechniker zusammenarbeitet.

Transportiert man eine Anlage häufiger, kommt man irgendwann auf den Trichter, dass es Gold wert ist, ein ebenerdiges Lager zu haben. Oder zumindest ebenerdig in dem Sinne, dass man mit dem Wagen direkt ranfahren kann und keine Treppen mit dem Equipment steigen muss. Was beim Einladen vor dem Gig noch geht, wird spätestens beim Ausladen nach dem Gig, so gegen morgens um fünf, echt zur Qual. Erstens hat man einen langen Tag hinter sich, zweitens hatte man schon jede Menge Action, drittens sind die wenigsten von uns um diese Zeit auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit. Nur mal so ein Gedanke für die Planung, falls jemand überlegt, in dieses Gewerbe einzusteigen ...


Aufbau und Ausrichtung der Anlage

Nachdem unser - ordentlich gecasetes - Equipment nun am Ort des Geschehens angekommen ist, wird es nun aufgebaut. Klingt logisch. Wie aber organisiert man so einen Aufbau? Je nach Lage: Reisen Musiker und Tontechniker mit PA sowie Instrumenten zusammen (im Amateurbereich üblich, oder wenn der Tech festes Bandmitglied ist), gibt es zwei Strategien, die man ausprobieren kann:
- alle zusammen tragen das Equipment des Drummers auf die Bühne, und während der Drummer sein Set aufbaut, wird der Rest drumherum aufgebaut; Amps, PA, Keyboards und Monitore; die anderen Instrumente erst zuletzt. Empfindliche Instrumente wie Gitarren, Bässe, Blas- und Streichinstrumente werden erst zum Schluss auf die Bühne gebracht, wenn ausser den Drum sund Keyboards bereits alle Verstärker, Lautsprecher, Mikrofone und Stative stehen, wo sie hingehören. Der Abbau geschieht anders herum - empfindliche Instrumente zuerst von der Bühne, dann den ganzen Rest.
- oder zuerst die PA, und wenn alles an Ort und Stelle ist, kommen die Musiker und bauen ihr Equipment auf; im gewerblichen PA-Verleih (wenn also Band und PA unabhängig anreisen und aufbauen) ist dies der Standard

Wie wird das ganze nun aufgebaut? Zum Thema Bühnenaufbau und Monitoring verweise ich auf den folgenden Workshop, den ich hierzu verfasst habe: Workshop_Monitoring


Wie werden Mischpult und PA nun aufgestellt? Das Mischpult oder der Mischerplatz tragen auch den Namen "FOH" (Front of House). D.h. mit dem Mischpult steht man vor der Bühne und blickt in RIchtung Bühne. Optimalerweise mittig. Leider sind im Amateurbereich viele Locations so gebaut, und viele Veranstalter so gestrickt, dass man mit weniger guten Plätzen für das Mischpult auskommen muss - leicht seitlich versetzt geht ja noch, oder irgendwo in einer Ecke des Raumes. Optimales Arbeiten ist so natürlich nicht mehr möglich. Ganz schlimm wird es direkt vor einer Wand oder unter einem Balkon, daher sollte man dies unbedingt vermeiden. In den Technical Riders der Bands, die ich betreue, steht sinngemäß, dass ein solcher Platz für das Mischpult schlicht und ergreifend nicht akzeptiert wird. Was tun, wenn man jetzt aber doch mal in den sauren Apfel beissen muss und unter erschwerten bedingungen arbeiten muss? Um den Sound beurteilen zu können, muss man während des Soundchecks viel im Raum herumgehen und ungefähr wissen, "Wenn es sich am Pult auf DIESE Weise anhört, klingt es im Raum SO (nämlich meist anders)". Bei ganz abartigen Sachen wie "Pult an der Seite der Bühne" oder "Pult hinter der Bühne" kann man es als Tontechniker auch mit Kopfhörern oder kleinen Studiominitoren probieren, um den Mix beurteilen zu können. Allerdings hat man dann immer noch den unterschiedlichen Klangcharakter von Abhöre und Saal-PA.

Im optimalen Fall aber haben wir es mit einer rechteckigen Halle oder Raum zu tun, bei der die Lange Seite etwa zwei- bis dreimal so lang ist wie die kurze. Die Bühne steht an einer der kurzen Wände mittig. Der Mischerplatz wird nun am Anfang des hinteren Drittels aufgebaut, vorzugsweise so weit erhöht, dass man auch im Sitzen noch über die Köpfe des stehenden Publikums hinwegsehen kann. Sichtkontakt zu den Akteuren ist wichtig! Das Pult steht so, dass der Tontechniker genau auf die Bühne sieht, wenn er am Mischer sitzt. Die Effektracks meist rechts daneben, und zwar im rechten Winkel zum Pult. Zur Verdeutlichung mal wieder eine meiner abartig schlechten Skizzen. Aber wie früher schonmal erwähnt: Ich bin Ingenieur und kein Grafiker! Ach ja, um die beleuchtende Zunft nicht zu übergehen: Der Platz des Lichtmischers ist im Amateurbereich of neben dem Tonpult, im Profibereich entweder dahinter (und noch weiter erhöht, so dass die Lichtler ohne Probleme über die Köpfe der Tonler hinwegsehen können) oder davor - dann sehen entsprechend der oder die Tonler über den Kopf vom Licht hinweg.


Ausrichtung der Lautsprecher

Die Lautsprechertürme stehen im allgemeinen rechts und links von der Bühne. Ordnungsfetischisten würden die Boxen gerade an der Bühne ausrichten, aber dies ist meistens kontraproduktiv. Zwei Ziele verfolgen wir mit der korrekten Ausrichtung der Lautsprecher: Einerseits soll ein Großteil des Publikums direkt vom Sound der Lautsprecher erreicht werden. Zweitens soll der Anteil des Schalls, der an Decken und Wände geht und dort reflektiert wird, minimiert werden. Der reflektierte Schallanteil überlagert nämlich den Direktschall der PA, dadurch kommt es zu unregelmäßigen Auslöschungen und Überhöhungen im Frequenzspektrum.

Wenn jetzt - in einer rein theoretischen, idealen Anordung - nur Direktschall auf die Zuhörer trifft, hat man keine Auslöschungen und daher den bestmöglichen Sound. Je mehr reflektierter Schall im Raum herumgeistert, desto stärker ist der Effekt dieser Reflektionen. Praktisch kommt man nie an dieses perfekte Beispiel heran. Aber anstreben sollte man es trotzdem.

Schall, der auf die Zuhörer trifft, wird von diesen sehr stark absorbiert, fast nichts wird reflektiert. D.h. die besten Schallabsorber sind die Gäste.

Man sollte das Abstrahlverhalten der eingesetzten Boxen kennen. Die Angabe 90*60 bezieht siich insbesondere auf die Höhen und oberen Mitten, die eine Lautsprecherbox abstrahlt. 90*60 bedeutet z.B. in der Breite einen Abstrahlwinkel von 90 Grad - 45 Grad nach rechts, 45 nach links, bis zum Erreichen des -3dB-Punktes, also der Stelle, bei der nur noch die halbe Schallenergie abgestrahlt wird. Dasselbe gilt für die 60 Grad in dem Beispiel, nur beziehen diese sich auf die Abstrahlung nach oben und unten.

Um nun die Abstrahlung der Box in der Breite bestmöglich auszunutzen bzw. einzusetzen, dreht man den Lautsprecher nach innen und zielt damit ungefähr auf einen Punkt mitten im Raum. Damit man nicht zuviel Schallenergie an die Decke bläst und sich von dort unerwünschte Reflexionen einfängt, kann man das Topteil auf seiner Bassbox leicht nach vorne kippen - z.B. durch Unterlegen eines Vierkantholzes, so dass die Box leicht nach unten geneigt abstrahlt. Bitte unbedingt das Top auf der Bassbox fixieren, z.B. durch Spanngurte! Die gibt es in jedem Baumarkt, und sie kosten nicht die Welt. Eine neuere Erfindung sind Hochständerflansche, welche ein Kippen des Topteils nach vorne (also nach unten) erlauben. Diese gibt es in unterschiedlichen Ausführungen von verschiedenen Herstellern. Sehr praktisch, das.

Um die Bedeutung dieses Arbeitschschrittes nochmal zu illustrieren, hier folgendes Statement: Eine Spitzenbox, schlecht ausgerichtet, wird im Endergebnis schlechter klingen als ein Lautsprecher mittlerer Qualität bei korrekter Ausrichtung.

Und mit diesen Worten beschliesse ich den ersten Teil des Tutorials. Feedback in Form von Emails an contact@mix4munich.de ist mir wie immer willkommen.


Johannes Komarek, München, im Oktober 2007

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