Workshop Monitoring auf der Bühne

Im folgenden besprechen wir ein paar Möglichkeiten, auf der Bühne einen guten Monitorsound hinzubekommen. In diesem Workshop gebe ich allerdings nur Anregungen, sozusagen Startpunkte für eigene Experimente, da das Thema wahnsinnig umfangreich ist. Letztlich gilt: Jeder nach seiner Facon, und am Ende entscheiden das Ergebnis und der Geschmack des Kunden - also der der Band auf der Bühne!

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Einleitung - oder: Wat is en Dampfmaschien?

Was ist ein guter Monitorsound auf der Bühne? In erster Linie kein HiFi-Wohlfühlsound wie im Wohnzimmer (oder idealerweise auch über die PA), sondern eine Mischung, die einen darüber informiert, ob man im Timing stimmt und noch tight mit der Band zusammenspielt, bei welcher Strophe des Songs man gerade ist und ob man - als Sänger z.B. - ordentlich intoniert.

Gerade Anfänger unterschätzen oft die Wichtigkeit des Monitoring. Es werden entweder keine, sehr schlechte oder schlecht geeignete Systeme eingesetzt oder eine bunt zusammengewürfelte Mischung von Monitorlautsprechern, von denen jeder seine eigene Klangcharakteristik und evtl. seine eigenen Probleme mitbringt. Viel Geld wird in die Anmietung einer guten PA investiert, und der Monitorbereich wird vernachlässigt. Dabei entscheidet die PA "nur" über den Sound, in dem die Veranstaltung herüberkommt. Die Monitoranlage entscheidet über die Qualität der Performance der Musiker und damit über die Qualität der ganzen Veranstaltung! Auch auf die Frage, ob man sich auf der Bühne sicher und wohl fühlt, hat die Monitoranlage entscheidenden Einfluss.

Dabei ist es gar nicht notwendig, für jeden Musiker auf der Bühne einen eigenen Monitor mit einer eigenen Mischung von einem eigenen Monitoring-Pult und einem eigenen Tontechniker zu fahren (obwohl sowas für den Musiker schon klasse ist - optimale Spielbedingungen!). Die durchschnittliche Rockband kann auch mit zwei Monitorwegen und ein paar Tricks ein sehr gutes Monitoring hinbekommen. Kleine Ironie am Rande: Auch wenn im Profibereich ein riesiger Aufwand für das Monitoring betrieben wird, kommen doch gerade richtige Profis (also solche, welche die Bezeichnung auch wegen ihres Könnens verdienen) auch mit simpelstem Monitoring über die Runden, ohne ins Straucheln zu geraten.

Da wir uns hier tendenziell auf den Einsteigerbereich konzentrieren, lassen wir Profiwerkzeuge wie eigene Monitorpulte oder InEar-Monitoring (IEM) ausser acht und betrachten konventionelles Monitoring mit Lautsprechern. Und bitte nicht verwechseln: Auch wenn sie beide "Monitore" heissen, Bühnenmonitore sind ganz was anderes als Studiomonitore im Recording-Studio!

Und zum Schluss der Einleitung: Wir betrachten hier wieder vornehmlich den Bereich der Rockmusik, also beispielsweise eine (gar nicht so) imaginäre fünf- bis sechsköpfige Rockband mit Schlagzeug, Bass, E-Gitarren, Keyboards und einem Sänger plus Backgroundgesang, und damit das ganze (im Sinne der Tontechnik) nicht allzu simpel wird, spielen die Gitarristen hin und wieder auch auf akustischen Gitarren.


Akustik auf der Bühne

Schauen wir uns zunächst den natürlichen Lebensraum der Bühnenmonitore, ihrer Form wegen auch Wedges (Keile) genannt, an: Die Bühne. Es ist eine gefährliche Umgebung! Sehr laut meistens, mit einer tückischen Akustik, ständiger Wandlung unterworfen und mit ständig herumzappelnden Akteuren unterschiedlicher Begabung und Erfahrung in diesem Terrain. Oft sind Bühnen von harten Wänden umgeben, welche Schallwellen reflektieren und so auch trotz korrekter Ausrichtung von Mikrophonen und Monitoren für akustische Einstreuungen oder Rückkopplungen sorgen.


Voraussetzungen - und wie man diese selber schaffen kann

Um auf der Bühne zu einem guten Monitorsound zu kommen, braucht es ein paar Zutaten - hier ein kleiner Auszug:

- brauchbare Akustik auf der Bühne selber; es ist ein Vorteil, wenn die Bühne nicht von nackten Betonwänden umsäumt ist, sondern von schallschluckendem/absorbierendem Material. Schwere Stoffvorhänge, locker gespannt, tun da schon Wunder! Für den mobilen Einsatz: Molton, gerne auch in mehreren Lagen. Nicht optimal, aber immer noch besser als nichts

- gemäßigte Bühnenlautstärke; ich sage den von mir betreuten Bands immer, sie sollen die Amps auf die Seite der Bühne stellen und nach "innen" (also quer über die Bühne) pusten, auf die vorwiegende Position des jeweils zugehörigen Musikers ausgerichtet. Dadurch hört sich jeder schonmal selber ganz gut, und das Signal im Publikum wird nicht so stark von "akustischem Schmutz" von der Bühne her verunreinigt - das macht das Mischen für den Tontechniker wesentlich einfacher ... Ausserdem sollen die Amps entweder hoch stehen oder nach oben angewinkelt werden, damit der Schall auch tatsächlich auf die Ohren der Musiker trifft und ihnen nicht nur die Waden massiert

- wenn es auf der Bühne wirklich leise zugeht, kann der Tontechniker den Musikern auch einen echten "Wohnzimmer-Wohlfühlsound" auf die Monitore zaubern, mit Effekten und allem Drum und Dran, denn bei gemässigter Lautstärke gibt es so wenig Feedbackrisiko, dass man schonmal etwas Effekt auf den Monitor geben kann. Ausserdem kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass Sänger(Innen) sich mit etwa Hall auf dem Monitor besser wahrnehmen können. Es ist für den Tontechniker einfach ein riesiges Kompliment, wenn man einen Sänger oder eine Sängerin mit entrücktem Gesichtsausdruck die eigene Musik und den Sound geniessen sieht ...

- Und dann bekommt jeder Akteur den Mix auf den Monitor, den er braucht, vorzugsweise aber sowenig wie möglich. Auf lauten Bühnen meist nur die trockenen Signale ohne irgendwelche Effekte, lediglich etwas EQ (und bei mir kommt evtl. noch Compressor/Limiter dazu - und um der aufkommenden Diskussion "das erhöht aber die Gefahr von Feedback!" zuvorzukommen, bei mir pfeift es nicht; allerdings muss man wissen, wie man mit einem Compressor umgeht, um damit das Feedbackrisiko nicht zu sehr steigen zu lassen)


Ausrichtung von Mikros und Lautsprechern

Um Übersprechen zwischen den einzelnen Kanälen weitestgehend zu minimieren und Feedback so gut wie möglich schon im Ansatz zu vermeiden, lohnt es sich, über die Aufstellung und Ausrichtung von Monitorlautsprechern und Mikros (und mit dieser Benennung habe ich mich erstmal vor der Entscheidung für "Mikrofon" oder "Mikrophon" gedrückt) nachzudenken.

Was ist Übersprechen und wie entsteht es? Übersprechen ist der Effekt, dass man ein Signal auf einem Mischpultkanal liegen hat, das dort eigentlich gar nicht hingehört - ein ganz typisches Problem ist, dass man z.B. die Schlagzeugbecken über die Gesangsmikros hört, was dazu führt, dass jedesmal die Becken lauter werden, wenn man den Gesang anhebt. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass der Gesang in den Schlagzeug-becken untergeht.

Übersprechen erhält man, wenn entweder der direkte Schall eines Signals auf dem Kanal eines anderen Signals landet (wie oben im Beispiel die Becken, welche zu laut auf den Gesangsmikros zu hören sind), oder wenn ein Signal über einen Monitorlautsprecher wiedergegeben wird und dieses Signal in ein Mikrofon gelangt, welches eigentlich zur Abnahme eines anderen Signals gedacht ist. Beispiel: Das Keyboardsignal geht bruchlaut über einen Monitor, der wegen ungeschickter Ausrichtung direkt in ein Gesangsmikrofon einstrahlt. Als Ergebnis hat man das Keyboardsignal laut auf dem Gesangskanal am Mischpult, und jedesmal, wenn der Gesang angehoben werden soll, ist das Keyboard zu laut zu hören. Soweit mal die vereinfachte Variante. Wenn man jetzt noch die Effekte der Phasenverschiebungen zwischen den originalen und den "parasitären" (den eingestreuten) Signalen oder die Auswirkungen von Komressoren in den Gesangskanälen bedenkt, ist das Ergebnis kaum vorherzusehen, geschweige denn gezielt zu beeinflussen.

Was ist Feedback, und wie entsteht es? Feedbacks hat wohl jeder praktizierende Musiker schon mal gehört. Wir meinen hier nicht die gewollten (und harmonisch zur Musik passenden) Feedbacks, die ein Gitarrist mit seinem Instrument erzeugt, sondern das fiese Pfeifen, das plötzlich entsteht, wenn der Sänger sich mit seinem Mikro auf der Bühne vor einer Box oder in der Nähe einer hart reflektierenden Wand bewegt.

Wie also entstehen diese unerwünschten Feedbacks? Als kleines Gedankenexperiment - nicht zur Nachahmung empfohlen! - nimmt man ein Mikrophon, ein Mischpult, Verstärker und einen Lautsprecher. Dann verkabelt man das ganze passend, so das man über den Lautsprecher das hört, was vom Mikro aufgenommen wird. Nun nimmt man das Mikro und hält es DIREKT vor den Lautsprecher. Als Ergebnis wird man ein ohrenbetäubendes Pfeifen erhalten, evtl. auch den Hochtöner des Lautsprechers überlasten und dadurch schrotten. Voila, Feedback! Letztlich wurde das von dieser Verstärkungskette (Mikro, Verstärkung, Lautsprecher) verstärkte Signal erneut aufgenommen, nochmal verstärkt, und nochmal aufgenommen und verstärkt, etc. Das ganze bis ins Unendliche, und man erhält Feedback. Der technische Ausdruck lautet, dass der Verstärkungsfaktor dieser Kette größer als 1 ist, was soviel bedeutet, dass man ein immer lauteres Signal erhält, welches sich irgendwann bis zum Pfeifen aufschaukelt. In der realen Welt auf der Bühne hält man nicht unbedingt das Mikro in die Box (ist das Leben nicht ohnehin schon kurz genug?), aber dafür herrschen auch lautere Pegel, so dass man wieder auf einen Verstärkungsfaktor in dieser Schleife von >1 bekommt - Feedback!


Gute Monitore und ihre Eigenschaften

Also, wodurch zeichnen sich gute Monitorboxen aus? Aktiv oder passiv ist erstmal kein Qualitätskriterium, beide haben ihre Vor- und Nachteile, was Flexibilität angeht. Gut funktionieren können beide Typen. Es geht hier eher um vorteilhafte Klangeigenschaften.

Gute Monitore klingen neutral bis zurückhaltend, im positiven Sinne unauffällig. Es sind weder tiefe Bässe gefragt, noch britzelnde (oder gar kreischende) Höhen - im Gegenteil, die sind eher kontraproduktiv! Ein guter Monitor liefert einen deutlichen Mitteltonbereich ohne Resonanzen, also Einbrüche oder Überhöhungen im Spektrum, hat keine großen Verfärbungen im Sound und verfügt über einen deutlichen und "aufgeräumten" Höhenbereich. Im Bassbereich liefert ein Monitor lieber zuwenig als zuviel, denn da stecken nicht viele musikalisch verwertbare Informationen drin. Soll heissen, das hilft einem nicht so sehr bei der Orientierung im Song wie es ein deutlicher Mitteltonbereich tut.

Wer gelernt hat, das Wasserfalldiagramm einer Impulsantwort eines Lautsprechers zu lesen, kann dies als Entscheidungshilfe heranziehen. Aus dem Diagramm kann man herauslesen, wie deutlich der Lautsprecher klingt, ob der Höhenbereich zu Rückkopplungen neigt, und ob es andere Resonanzen gibt. Ein solches Diagramm zeigt die Antwort eines Lautsprechersystems auf einen breitbandigen Impuls. Man sieht im Bassbereich ein etwas längeres Nachschwingen des Lautsprechers, das ist durch die höhere Masse (und dadurch bedingt: die Ungenauigkeit) des Basslautsprechers bedingt und im praktischen Lautsprecherbau ganz normal. Es sollte ein gleichmässig zu den Höhen hin kürzeres Nachschwingen zu beobachten sein, ohne ausgeprägte Resonanzlinien. Sind sie vorhanden, so deuten solche Linien auf erhöhte Feedbackempfindlichkeit bei bestimmten Frequenzen hin.

Produktempfehlungen gebe ich hier keine, da jeder eine andere Arbeitsweise und einen anderen Geschmack hat. Mein Material funktioniert für mich, und meine Kunden mögen meinen Monitorsound. Dasselbe solltet Ihr von Euch sagen können. Eine einzige Empfehlung gibt es von meiner Seite für die Anschaffung von Monitorboxen: Selber probieren und selber hören! In jedem Fall erstmal leihen oder mieten, dann erst kaufen, was gefällt. Testberichte können eine grobe Entscheidungshilfe sein, aber die eigene Erfahrung nicht ersetzen.


Wie unterdrückt man Feedback mit akustischen / mechanischen Mitteln?

Man macht sich zwei, drei Dinge zunutze. In jedem Fall nutzt man das gerichtete Abstrahlverhalten von Lautsprechern einerseits und andererseits die Eigenschaft von Mikrofonen, aus bestimmten Richtungen den Schall viel lauter aufzunehmen als aus anderen, die sogenannte Richtcharakteristik. Drittens, falls möglich, kann man die schalldämpfende Wirkung von Stoffen oder von anderen Schallenergie absorbierenden Materialien nutzen. Das Prinzip ist allerdings immer gleich: Weniger Schallenergie vom Monitor am Mikrofon ankommen zu lassen. Wie nun das?

Ausrichten von Lautsprechern und Mikrofonen: Diese beiden Themen können nur gemeinsam diskutiert werden, man merkt spätestens beim Aufbau und dem folgenden Soundcheck auf einer Bühnet, dass die Ausrichtung der Mikros und der Monitore voneinander abhängt - es existiert keine gute Mikrofonausrichtung, ohne die Aufstellung und Ausrichtung der Monitore mit in die Überlegungen einzubeziehen. Umgekehrt ist es genauso. Also, die Basics: Die Mikros sollten nicht so stehen, dass die PA hineinstreut - aber das ist normalerweise ohnehin gegeben, da die PA neben der Bühne steht, im Amateurbereich meist so, dass sie (ungefähr) bündig mit dem vorderen Bühnenrand abschliesst. D.h. wenn man die PA nicht ganz nach innen dreht, gibt es da keine sonderlich starken Einstreuungen. So weit, so gut. Jetzt zu unserer eigentlichen Fragestellung, der Aufstellung von Mikrofonen und Monitoren.

Erste Frage: Wie stehen die Sänger (egal welchen Geschlechts)? Meist zum Publikum gerichtet. Wie also sind ihre Mikrofone ausgerichtet? In Richtung des Sängers zeigend. Wie nun werden die Monitore dazu aufgestellt? Am besten so, dass sie möglichst wenig in das Mikrofon übersprechen. D.h. die Monitore sollen so stehen, dass ihr Schall das Mikro aus der Richtung erreicht, aus der es am wenigsten aufnimmt. Daher zuerst einmal ein kleiner Exkurs zum Thema praktische Richtcharakteristik (die Theorie kann auf den Seiten von Eberhard Sengpiel nachgelesen werden, www.sengpielaudio.com - und nicht www.sengspielaudio.com! - oder in der Wikipedia).

Die meisten Mikrofone für die Bühne haben entweder Nieren-, oder Super- oder Hypernierencharakteristik. Alle diese Mikros nehmen den Schall am stärksten von vorne auf, also aus der Richtung, in die das Mikrofon zeigt. Mikros mit Nierencharakteristik nehmen den Schall, der von hinten (von 180°) einfällt, am schwächsten auf, nämlich um 18 dB leiser als den frontal auftreffenden Schall. Prominente Vertreter dieser Gattung sind z.B. das Shure SM 58 und das SM 57.

Mikrofone mit Supernierencharakteristik dagegen dämpfen den rückwärtig einfallenden Schall nur um rund 12 dB. Das Minimum an Einstreuempfindlichkeit liegt bei 125° bzw. 235° - also von "schräg hinten". Mikros mit Hypernierencharakteristik dagegen dämpfen rückwärtig einfallenden Schall lediglich um 6 dB. Das Minimum ihrer Empfindlichkeit liegt bei 110° und 250° - also auch "schräg hinten", nur weiter seitlich als bei den Supernieren. Zu den Unterschieden im Detail siehe wieder einmal auf den Seiten von Hr. Sengpiel nach.

Was heisst das nun in der Praxis? Ganz einfach: Bei Mikrofonen mit Nierencharakteristik stellt man die Monitore nach Möglichkeit so auf, dass ihr Schall genau von hinten auf das Mikro trifft. Bei den anderen beiden Charakterisika stellt man die Monitore so, dass ihr Schall von schräg hinten auf das Mikrofon trifft, was einem z.B. auch die Möglichkeit eröffnet, zwei Wedges für einen Künstler zu platzieren, ohne dass dies die Feedbackgefahr deulich erhöhen würde.

Einsatz von schallabsorbierende Materialien: Was nun aber durchaus passieren kann, und dies umso wahrscheinlicher, je kleiner die Bühne ist: Monitor und Mikro werden so aufgestellt, dass der Monitor genau von hinten in Richtung des Mikros schallt. An einer nahe gelegenen Wand und/oder Decke werden die Schallwellen nun reflektiert und treffen in Einsprechrichtung auf das Mikrofon. Gar nicht gut, denn es führt zu einem drastischen Anstieg der Feedbackempfindlichkeit auf diesem Mikrofon. Die einfachste Lösung dieses Problems ist entweder eine größere Entfernung zur Wand herzustellen (also Mikro und Monitor weiter von der Wand wegstellen) oder ein dezentes Schrägstellen von Mikro und Monitor, so dass der von der Wand reflektierte Schall nicht mehr hauptsächlich auf das Mikro, sondern zum größten Teil daran vorbei läuft. Alternativ, wenn dies möglich ist, kann man schalldämpfende Materialen vor der Wand postieren, z.B. schwere Vorhänge oder Molton - nicht perfekt, aber besser als nichts.


Wie unterdrückt man Feedback mit elektronischen Mitteln?

Der Standard bei der Unterdrückung von Feedbacks in bestimmten Monitorwegen ist die Benutzung eines graphischen 31-Band-Equalizers pro Monitorweg. Man erhöht den Pegel der eingestellten Monitoranlage, bis das erste Pfeifen zu hören ist. Danach senkt man die Frequenz, bei der es pfeift, um ca. 3 bis 6 dB ab. Typische Feedbackfrequenzen liegen zwischen 2,5 und 8 kHz, sehr oft zwischen 3 und 4 kHz. Je härter und glatter die umgebenden Materialien (Decke, Wände, Fenster) sind, desto höher liegen meistens die Feedbackfrequenzen. Mit steigender Erfahrung lokalisiert man die Feedbackfrequenzen immer schneller. VORSICHT BEI DIESEN TESTS! Man muss ständig die Hand am Laustärkeregler haben, damit das Feedback nur ganz leise bleibt (damit also das Pfeifen ein beginnendes Feedback bleibt und sich nicht voll entfaltet). Mit einem herzhaften Feedback kann man sich schonmal einen Hochtöner schrotten, und wenn es ganz dumm läuft, ist die zugehörige Endstufe ebenfalls hinüber!

Man kann natürlich auch parametrische EQs einsetzen, um zu gleichen oder sogar besseren Ergebnissen zu kommen. Die Arbeitsweise mag ungewohnt scheinen, aber im Prinzip läuft es ähnlich wie mit dem graphischen EQ: Feedbackfrequenz finden und bedämpfen. Mit dem parametrischen EQ geht das sogar noch genauer, besonders wenn die Feedbackfrequenz zwischen zwei Bändern des graphischen EQs liegt. Konzipiert man eine Anlage, die man selber bedient, ist der Einsatz einer Parametrik durchaus eine Option. Bei Anlagen, die in den Verleih gehen (die also von verschiedenen Technikern bedient werden), bleibt man besser bei den graphischen EQs.

Oder aber der Einsatz eines Feedback-Killers. Arbeitsweise und Einsatzmöglichkeiten habe ich in dem Workshop Proberaumaufstellung und praktische Akustik beschrieben (gegen Ende des Artikels).

Dies waren nun ein paar Rezepte gegen Feedback auf der Bühne. Das Thema ist sehr komplex, und das Geschriebene kann lediglich als Ausgangspunkt für eigene Experimente dienen. Um auf der Bühne nun zu einem guten Monitorsound zu kommen, braucht es ein paar Zutaten - hier ein kleiner Auszug:


Was kommt auf den Monitormix, und wie sind die Wege aufgeteilt?

Nachdem nun Mikros und Lautsprecher nun einigermassen vernünftig aufgestellt sind, machen wir uns Gedanken darüber, was auf den einzelnen Monitoren zu hören sein soll.

  • Gibt es nur einen Monitorweg, ist dieser zuerst einmal für die Bedürfnisse des Sängers gedacht - er bekommt also seine eigene Stimme, die Backgroundvocals und ansonsten alles, was er noch zur Orientierung für Tonhöhe und Timing braucht, wahrscheinlich Keyboards und evtl. Gitarren, auf etwas größeren Bühnen vielleicht etwas Snare und HiHat; wenn der Sänger hat, was er braucht, kommen noch die Signale für die akustischen Bedürfnisse des Backgrounds und des Keyboards dazu - wahrscheinlich noch etwas mehr an Backgroundvocals und Keyboards
  • Hat man zwei Monitorwege zur Verfügung, kommt auf den zweiten Weg ein "allgemeines" Signal, mit dem der Rest der Band arbeiten kann - eine Art Sidefill, ähnlich dem Signal, das auch vorne auf der PA liegt; den ersten Monitorweg kann man dann wieder etwas um die Signale erleichtern, die der Sänger nicht zwingend braucht
  • Alternativ, je nach Geschmack der Band, bekommt der Drummer ein eigenes Monitorsignal (oder der Keyboarder), und der Rest teilt sich das Monitorsignal des Sängers
  • Für beispielsweise Keyboarder kann man mit etwas Geschick einen zusätzlichen Monitorweg "faken" - alles, was es dazu braucht, ist eine Aktivbox mit mindestens zwei separat regelbaren Eingängen wie z.B. einen Keyboardverstärker. Auf den einen Eingang des Amps legt man nun das Linesignal des Monitorweges, welches man z.B. an einem Line-Out oder Line-Through an einer der Monitorendstufen abgreifen kann. Auf den nächsten Eingang des Amps gibt man nun das Keyboardsignal, welches man z.B. aus dem Parallel-Out der DI-Box für das Keyboard abzweigen kann. Nun hat der Keyboarder einen Mix auf dem Monitor, der so ziemlich das meiste enthält, was es so braucht plus die Möglichkeit, dass der Keyboarder sein eigenes Signal unabhängig in der Lautstärke dazuregeln kann


Mischpult fürs Monitoring

Um jetzt entscheiden zu können, wieviel Monitormixe man erstellt, kann man verschiedene Überlegungen anstellen.

Pro Musiker ein eigener Monitormix? Im Profibereich Standard, aber die Profis haben ja auch einen eigenen Monitor-Tech dabei, vom notwendigen Equipment ganz zu schweigen. Als aufstrebender Tontechniker von jungen, aber noch erfolglosen (also eigentlich: Budget-losen) Bands fehlt es wahrscheinlich auch am Equipment, ganz zu schweigen von dem Arbeitsaufwand, den ein weiterer Mix pro Person verursacht.

Also ein Monitormix und gut? Naja, wenn's nicht anders geht. Ich kenne erfolgreiche Bands, für die das wunderbar funktioniert. Aber im allgemeinen liegt die Wahrheit irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Was also sind die Notwendigkeiten, die technischen Voraussetzungen, für einen Monitormix?

Pro Monitormix muss das Mischpult einen eigenen AUX-Weg bereit stellen. Vorzugsweise PreFader, soll heissen, wenn der Mischer den Fader eines Soloinstrumentes hochzieht, verändert dies nicht den Pegel des Instrumentes auf der Bühne. Das ist auch gut so, denn sich verändernde Pegel auf der Bühne bringen nur die Akteure in Unruhe, von der sich erhöhenden Feedbackgefahr ganz zu schweigen. Leider werden Mischpulte mit zunehmender Anzahl an AUX-Wegen auch immer teurer, und oberhalb sechs Wegen (meist zwei für Effekte, vier für den Monitor) wird es finanziell schon recht heftig.

Weiter braucht es pro Monitorweg einen graphischen 31-Band-EQ für die Bekämpfung von Feedbacks. Und natürlich mindestens eine Box, aktiv oder passiv. Im letzteren Fall kommt dann noch ein freier Endstufenkanal dazu, um die passive Box zu motorisieren. Wenn man dies mal auf vier Monitormixes hochrechnet, kommt da schon ganz schön was zusammen! Im gehobene Amateur- und semiprofessionellen Bereich haben sich bei mir allerdings noch keine Bands über die zwei Monitorwege beschwert, die ich ihnen zur Verfügung stelle. Mit den o.g. Tricks fake ich hin und wieder noch einen dritten Weg, aber die meisten erfahrenen Bands kommen mit einem Mix für den Sänger plus einem Grundmix aus, wenn jeder Akteur weiss, wie er seine eigene Instrumentalbox zu positionieren hat!


Soweit mal meine lockere Aufzählung ... Da gibt es sicher noch mehr, aber wenn man seine Experimente mit diesen Dingen im Hinterkopf beginnt, kommt man recht bald zu brauchbaren Ergebnissen. Wenn's Euch gefallen hat oder Ihr Fragen, Anregungen, Korrekturen, Lob oder Kritik loswerden wollt, dann könnt Ihr mir an contact@mix4munich.de schreiben und mir da doch wieder etwas geben, was wir hier die ganze Zeit über bekämpft haben: Nämlich FEEDBACK!


Johannes Komarek, München, im März 2007

(aktualisiert im Oktober 2007)

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